Definition: «Daten» und «Informationen»
Daten sind symbolische Aufzeichnungen in einem bestimmten Kontext. Es gibt einen Zusammenhang zwischen «Daten» und «Information». Aus rechtlicher Sicht ist die Unterscheidung von Content Layer, Code Layer und Physical Layer wichtig.
Daten lassen sich aus drei Gesichtspunkten betrachten: Mit Fokus auf ihren Inhalt («Content Layer»), mit Fokus auf ihre Codierung in einer Datei («Code Layer») oder mit Fokus auf ihren physischen Speicherort («Physical Layer»). Diese Differenzierung ist insbesondere für die juristische Beurteilung relevant.
Quelle: Yochai Benkler, From Consumers to Users (2000)
Definition von Daten
Daten sind grundsätzlich symbolische Aufzeichnungen (Zahlen, Buchstaben etc.) von Messungen, Beobachtungen und weiteren zugehörigen Angaben (Ort, Zeit, Bezeichnung, Beschreibung usw.) zu Objekten und Sachverhalten in einem bestimmten Kontext sowie (sekundäre) Ableitungen aus diesen Aufzeichnungen.
Im Sinne dieser grundsätzlichen Definition existiert das Phänomen «Daten» bereits seit dem ersten Einsatz der Schrift für staatliche und wirtschaftliche Verwaltungstätigkeiten in den antiken Hochkulturen, also seit ca. 5'000 Jahren. Der Begriff Daten selber ist aber weniger alt. Abgeleitet aus dem lateinischen Verb dare («geben») wurde im Mittelalter die Partizipform datum («gegeben») zusammen mit Zeit- und Ortsangabe einleitend auf wichtigen Schriftstücken vermerkt und der Inhalt des Schriftstücks wurde damit zum «Gegebenen». Daraus hat sich später der Plural «Daten» (engl. data) als Begriff für symbolische Aufzeichnungen von «Gegebenheiten» (Sachverhalten) im oben definierten Sinn herausgebildet und findet in Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft breite Anwendung.
Digitale Daten
Mit der Erfindung elektronischer (digitaler) Rechenanlagen in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts nehmen Daten zunehmend die Form dekontextualisierter berechenbarer (digitaler) Zahlen an. In dieser Form können sie von universellen symbolischen Maschinen ("Computer") verarbeitet, über digitale Netzwerke versendet und in digitalen Speichern aufbewahrt werden. Dies trifft aber nicht nur für die Aufzeichnungen von Messungen, Beobachtungen und weiteren zugehörigen Angaben zu, sondern auch für die digitalisierten Umwandlungen jeder Art von symbolischen Artefakten wie Texte, Bilder und Töne. Zudem können Daten unabhängig von Aufzeichnungen in digitaler Form in beliebigen Mengen als sog. «synthetische» Daten künstlich erzeugt werden. Die Umwandlung sämtlicher symbolischer Aufzeichnungen und Artefakte in maschinenverarbeitbare digitale Daten («Zahlen») wird damit umfassend und ist das Hauptmerkmal des digitalen Zeitalters, in welchem wir uns befinden.
Daten und Information
Der Begriff «Daten» ist mit dem Begriff «Information» in Beziehung zu setzen. Die Unterscheidung der beiden Begriffe erschliesst sich nicht primär aus Inhalt und Struktur, sondern aus dem Handlungskontext. Daten werden in erster Linie und in gewisser Unabhängigkeit von ihren späteren Verwendungen aufgezeichnet. Von Informationen aber ist die Rede, wenn formalisierte Inhalte von einem Absender (oder einer Quelle) an einen Empfänger übermittelt werden. Daten können somit in einem bestimmten Handlungs- und Kommunikationskontext zu Informationen werden, z.B. durch die Abfrage einer Datensammlung (Datenbank). Die Daten werden dadurch für den Abfragenden («Empfänger») zu einer Informationsquelle («Absender») und die Datenbank zusammen mit den Anwendungs- und Systemprogrammen sowie den technischen Gerätschaften (Prozessoren, Speicher, Endgeräte und Netzwerke) zu einem «Informationssystem».
Umgekehrt nehmen Informationen die unterschiedlichsten Formen an, beruhen aber nicht immer auf Daten, weshalb das üblichen Bild der «Daten-Informationen-Wissen»-Pyramide zumindest teilweise unzureichend ist. Informationen können in der Regel aber in digitale Daten umgewandelt d.h. symbolisch aufgezeichnet («digitalisiert») werden, um sie z.B. zu analysieren, dauerhaft zu speichern oder über Netzwerke zu versenden.
Quelle: André Golliez, Geocommons für die Schweiz (2023)
Rechtliche und organisatorische Sichtweise
Daten sind von Informationen zu unterscheiden. Neben dem Bedeutungsgehalt der Daten ist es aus rechtlicher und organisatorischer Sicht sehr wichtig, nach der Art der Speicherung und Verwaltung zu fragen. Nach Lessig (2002) und Benkler (2000) sollte man Inhalt («Content Layer»), Codierung («Code Layer») und den physischen Speicherort («Physical Layer») getrennt betrachten.
Quelle: Grundlagenpapier «Digitale Souveränität» (2024)